Der Grund & die Gründerin stecken unter einer Decke.

Therapeutin Nicole Decer-Paxton hat die Selbsthilfegruppe die Benzo-No-Gos gegründet.

"ich bin süchtig."

als ich mir das zu beginn meines entzuges eingestehen musste, war das ein seltsames gefühl.

denn ich kannte es bis dahin noch nicht.

ich trinke keinen alkohol, ich habe nie geraucht und schon gar keine drogen konsumiert.

das überraschende für mich:

ohne wenn und aber stand ich von anfang an zu meiner benzo-vergangenheit.

mehr noch:

ganz bewusst bin ich in die offensive und kommunizierte die sucht in meinem umfeld. 

stur und mit großem willen zog ich dann den entzug durch,

auch wenn es sehr harte proben gab.

ein zurück stand dennoch nie im raum und darauf bin ich verdammt stolz.

denn es gibt überhaupt keinen grund, sich zu schämen oder sich zu verstecken.

wir alle haben momente im leben,

die uns an unsere grenzen bringen und manchmal auch darüber hinaus.

wir sind menschen.

vergiß das nie!

Das bin ich.

nicole decker-paxton -

germanistin & kommunikationsexpertin

mit schwerpunkt psychologische beratung

von einzelnpersonen, paaren und familien. 

seit zehn jahren bin ich auch 

freie rednerin für trauungen,

baby-willkommenzeremonien und abschiedfeiern.

klingt nach viel? ist es auch.

dazu kam mein alter marketingjob

in einer kommunikationsagentur.

jetzt kann man meine tägliche to-do-liste

fast schon lesen, oder?

viele jahre war ich

ein workaholic & eine zweifache mama 

und das mit einer duracell-endlosbatterie.

irgendwann war dann doch der akku leer.

da mussten die kleinen benzos aushelfen.

der countdown zur sucht lief ...

 

 

Nicole Decker-Paxton kennt sich aus mit Benzodiazepinen.


"auf dem boden suchte ich verzweifelt nach einer benzo."

Das schonungslos ehrliche interview.

Nicole Decker-Paxton leitet die Selbsthilfegruppe die Benzo-No-Gos.

Was ist das tückische an einer benzoabhängigkeit?

 

 

Es ist eine Sucht im Verborgenen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Suchtformen sieht man niemanden eine Benzoabhängigkeit an.

Ein paar Pillen einwerfen kann man zudem ziemlich gut vertuschen und so lange nichts „aus dem Ruder“ läuft,

merkt niemand etwas.

Das heißt auch, die Betroffenen verspüren keinen Druck,

etwas an ihrer Abhängigkeit zu ändern.

Was kann auch falsch daran sein,

wenn man auf Rezept Medikamente bekommt,

die zudem noch von der Krankenkasse bezahlt werden?

Sind das nicht die perfekten Streicheleinheiten

für ein süchtiges Gewissen?

Die Sucht nach Benzos ist eine Sucht im Verborgenen.

Jeder kann abhängig werden von Benzodiazepinen.

Wie fing das alles bei dir an?

 

 

Als ich vor sechs Jahren wieder mal

mit Vorhofflimmern in der Notaufnahme lag,

wollte ich unbedingt Tabletten,

die mich abends „runterholen“.

Einfach ein paar runterspülen

und 30 Minuten später entspannt die Welt vergessen.

Klingt gut, oder?

Da stand ich bereits knietief im Burnout.

Danach hat mir ein großer Vertrauens- und Treuebruch

den Boden unter den Füßen weggezogen

und mich in eine tiefe Krise gestürzt.

So wuchs der Benzoberg mehr und mehr

bis er mich kräftig „zum Wanken“ brachte.

Ein Päckchen N2 in der Woche?

Konnte ich locker wegschlucken

und irgendwann hat auch das nicht mehr gereicht.


Wann hat es „klick“ gemacht? 

 

Als ich wieder mal nachts um halb drei

auf dem Boden saß

und wie wild in meinen

vielen Medikamentenschachteln wühlte.

Verzweifelt hoffte ich,

doch noch ein oder besser zwei Benzos zu finden.

Manchmal suchte ich auch mit dem Handylicht

zwischen den Staubmäusen unter dem Bett

nach den kleinen runden Dingern.

Vielleicht ist ja eine (bitte, bitte) darunter gerollt?

Da merkte ich schon, mein Leben gerät außer Kontrolle,

weil es längst

die kleinen Pillenkontrolleure übernommen hatten.

Oft braucht man dann aber doch jemand von außen,

der „Stopp“ schreit.

Es war einer meiner Hausärzte,

der die Rezeptausgabe verweigerte

und dann ein Benzobericht,

der mir brutal die Augen öffnete.

Es folgte ein eigenmächtiger,

einwöchiger kalter Entzug,

der nicht nur sehr gefährlich war.

Ich erlebte auch ein Ausmaß an Entzugserscheinungen,

für die ich keine Worte habe.

Doch „der Groschen“ war gefallen

und es gab kein Zurück mehr.

Eine Anhängigkeit von Benzodiazepinen wirft den Alltag aus der Bahn.

Wir sind die erste Selbsthilfegruppe Benzodiazepine im Rhein-Neckar-Kreis.

Was für eine therapie hast du gewählt?

 

 

Ganz bewusst entschied ich mich für eine ambulante Therapie, auch wenn gefühlt ein Dutzend Fachleute

der festen Überzeugung waren:

„Das geht nicht.

Einen Benzoentzug kann man nur stationär machen!“

Da wurde ich geradezu trotzig:

„Warum will mir jeder erzählen,

was ich kann oder nicht kann?!“

Ich war fest davon überzeugt,

das mir das gelingt und genau so war es!

Ja, man braucht einen starken Willen,

um „draußen“ zu entgiften,

aber „drinnen“ entziehst Du in einer „Bubble“.

Sie hat absolut nichts mit Deinem Alltag

und dem „Warum“ zu tun,

wieso Du die Benzos in Dich hineingeworfen hast.

Das wartet dann geduldig draußen auf Dich.

während Du glaubst, Du hast wieder alles im Griff.

Ich möchte ganz klar sagen, das ist meine Meinung. Letztendlich muss jeder selbst für sich entscheiden,

was für ihn das Richtige ist.


Gab es entzugserscheinungen?

 

 

Oh, ja. Immer wieder.

Wenn ich die Dosis reduziert habe,

standen spätestens nach zwei Tagen

meine alten Bekannten auf der Matte:

„Das Herzrasen“ und „der Schwindel“.

Ihren „Elefanten“ hatten sie übrigens

auch meist im Schlepptau,

der dann meine Lunge als Trampolin benutzte …

Spaß beiseite,

meistens war es auszuhalten und wenn nicht,

gab es immer noch eine Notfallration.

Es empfiehlt sich allerdings,

die Benzoausgabe in andere Hände zu geben.

Damit ist ein Rückfall ausgeschlossen.

Erste Suchtgruppe für Benzodiazepine Abhängige in der Metropolregion Rhein-Neckar.

Die Suchtmomente einer Benzoabhängigen.

 

was war mit krassen suchtmomenten?

 

 

Die gab es nie, weil für mich immer klar war,

dass ich mich nie wieder von den kleinen,

so gar nicht Süßen abhängig machen will.

Ich erlebte aber Situationen, in denen ich dachte:

„Vor ein paar Wochen hättest Du genau jetzt

ein paar Benzos eingeworfen!“

Das bedeutete wiederum,

mich knallhart der Realität zu stellen.

Das war und ist hart,

aber letztendlich ist es auch der einzige Weg,

um zu (über)leben.


Wie schätzt du deine rückfallquote ein?

 

 

Man soll ja nie, nie sagen.

Trotzdem glaube ich fest, dass sie bei Null liegt.

Wer wie ich den Höllentrip „kalter Entzug“

kennengelernt hat,

der will das nie wieder erleben.

Diese Erfahrung hat sich tief

in meine Erinnerungen gebrannt.

Aber auch der ambulante Entzug

war kein „lässiger Spaziergang“.

Es gab erstaunlich leichte Zeiten

und dann wieder Momente,

wo mich permanentes Muskelzittern,

imaginäre kleine Monster

und eingebildete Partymusik

spüren ließen:

„Du bist im Entzug!“

Und doch lohnt es sich, unbedingt durchzuhalten!

Die Rückfallquote von Benzoabhängigen ist hoch.

Ratschläge an Benzoabhängige.

Was würdest du benzoabhängigen raten? 

 

 

Erst mal, keinen eigenmächtigen kalten Entzug

zu machen,

wie ich das getan habe.

Geht zu eurem Hausarzt,

lasst euch beraten und entscheidet dann,

ob ein stationärer oder ambulanter Entzug

für euch das Richtige ist.

Eine Entzugsbegleitung wie unsere Selbsthilfegruppe

kann euch dabei zusätzlich unterstützen.

Ihr seid nicht allein und wir geben euch mentale Hilfe,

damit der Entzug gelingt und ihr nicht rückfällig werdet.


Wie geht es dir heute?

 

 

Mir geht es viel besser,

ich habe mein Leben wieder im Griff

und die so lange vermisste Energie

und der Antrieb sind auch zurück.

Die Auslöser von damals sind natürlich nicht weg.

Das muss man ganz ehrlich sagen.

Da ist noch viel Luft nach oben in der Aufarbeitung.

Ich glaube allerdings fest,

dass die Zeit viele Wunden schließt.

Ein paar werden sicher auch Narben

auf der Seele hinterlassen.

Dennoch sind Medikamente, vor allem Benzos,

absolut keine Problemlöser,

sondern nur Problemvertuscher!

Die Selbsthilfegruppe Benzodiazepine unterstützt den Entzug.

Ein gemeinsamer Austausch in der Selbsthilfegruppe macht dich stark für den Benzoentzug.

Und jetzt die selbsthilfegruppe …

 

... ja!

Schon ganz am Anfang meiner Therapie

habe ich mir gesagt:

„Wenn ich das schaffe,

dann gründe ich eine Selbsthilfegruppe!“

Und hier sind wir – „die Benzo-No-Gos“ …

Es war mein persönliches Ziel

und es ist meine Belohnung für eine sehr prägende,

nicht immer einfache Zeit.

Ich will, dass viele, viele Betroffene es auch schaffen

und es vielleicht ein bisschen einfacher haben als ich.

 

 


das interview gibt meine meinung & meine erfahrungen wieder.

es erhebt keinen anspruch auf medizinische oder therapeutische korrektheit bzw. vollständigkeit.

Wir helfen mit einer Selbsthilfegruppe von der Benzosucht loszukommen.

die benzo-no-gos

selbsthilfegruppe benzodiazepine

nicole decker-paxton m.a.

- die gründerin -

eichendorffstr. 9a

68799 reilingen

www.selbsthilfegruppe-benzos.de

mail@selbsthilfegruppe-benzos.de

tel. 0173-6611762

 

treffen:

jeden 2. donnerstag im monat

wo?

eichendorffstr. 9a/68799 reilingen

 

um voranmeldung wird gebeten.

die teilnehmerzahl pro treffen ist begrenzt.