die eigene wut verschlägt mir die sprache.
ich legte mein leben naiv in andere hände und verschloss die augen vor der realität.
dabei hätte ein blick ins internet gereicht und ich hätte sie vermutlich fassungslos weit aufgerissen.
es steht alles da, schwarz auf weiss:
die fakten genauso wie die geschichten der menschen dahinter.
man muss sie nur sehen wollen und genau das wollen die meisten von uns leider nicht.
medikamente auf rezept geben uns ein gefühl von sicherheit und "das-kann-doch-nicht-so-schlimm-sein".
ist es aber doch.
deshalb gibt es hier ein paar zahlen, fakten und ganz viel schluckbeschwerden.
es ist zu spät für meine wut, aber nie zu früh für meinen mut.
nur so können wir einen unterschied machen und nur so verändern wir diese schockierenden zahlen.
lasst uns nicht ein plus, sondern ein minus von 1,5 millionen abhängigen sein!
erst setzen, dann lesen.
die nächsten zeilen könnten für wackelige knie sorgen.
Benzodiazepine, auch benzos genannt,
sind beruhigungsmittel.
sie werden bei ein- und durchschlafproblemen, angstzuständen, panikattacken, epilepsie
und für muskelentspannung eingesetzt.
1960 war die geburtsstunde der benzodiazepine.
bereits drei jahre später kam
das bekannte va..um (diazepam) auf den markt.
in deutschland war es lange zeit
das am meisten verkaufte beruhigungsmittel.
inzwischen gibt es viele weitere.
benzodiazepine wirken beruhigend
bei gleichzeitiger reduktion
der bewussten wahrnehmung und der gefühlsintensität. deshalb sind sie besonders gut
bei angststörungen, spannungszuständen,
phobien und panikattacken einsetzbar.
die wirkung tritt ca. 20-30 minuten nach einnahme ein und hält einige stunden, manchmal sogar tage an.
sie eignen sich in erster linie für akutsituationen.
auf dauer eingesetzt,
spürt man immer weniger seine eigenen gefühle.
das wahrnehmungs- und reaktionsvermögen
wird deutlich gemindert,
deshalb sollte man keinesfalls bei einer einnahme im straßenverkehr unterwegs sein oder maschinen bedienen.
daneben können tagesmüdigkeit/benommenheit, konzentrationsstörungen/verwirrtheit, sehstörungen, desorientierung mit schwindel, magen- und darmbeschwerden, mundtrockenheit und lallende sprechstörungen auftreten.
erinnerungslücken sind ebenfalls als nebenwirkung möglich.
jeder 20. gesetzlich versicherte in deutschland
nimmt zur zeit benzos oder z-drugs.
mindestens 1,5 millionen davon sind bereits abhängig
meine anmerkung:
die dunkelziffer ist vermutlich deutlich höher!
ja, und wie!
dazu gehören depressionen, ein erhöhtes sturzrisiko
und körperliche mißempfindungen
genauso wie zunehmende gleichgültigkeit, antriebslosigkeit als auch hohe agressivität, erregbarkeit und wutanfälle.
besonders gefährlich:
das demenzrisiko steigt gerade
bei älteren menschen deutlich an!
als sekundäre folge können sie aufgrund
des aggressiven und unberechenbaren verhaltens
während einer abhängigkeit oder eines entzug
auch zu trennungen führen.
umso wichtiger ist eine professionelle begleitung.
sehr hoch!
deshalb sollten benzos nicht länger
als vier wochen verwendet werden.
man unterscheidet drei phasen der sucht:
phase 1: die wirkumkehr-phase
hier nimmt man benzodiazepine langzeitig
ohne die dosis zu steigern.
damit bildet man eine toleranz
mit schwachen entzugserscheinungen.
das trügerische daran:
man glaubt,
nicht abhängig zu sein
und nimmt das medikament länger als es notwendig wäre. man nennt dies auch low-dose-dependency.
phase 2: die apathie-phase
die dosis wird langsam, aber stetig gesteigert.
dadurch kommt es
zu körperlichen und geistigen veränderungen. gleichzeitig kann auch das verhalten
mehr und mehr beeinflusst werden.
phase 3: die sucht-phase
in dieser zeit wird die dosis enorm erhöht.
das führt zu kontinuierlicher teilnahmslosigkeit
und immer größerem kontrollverlust über sein leben.
benzodiazepine sollte nie abrupt abgesetzt werden, sondern langsam "ausgeschlichen" werden.
das kann mehrere wochen oder auch monate dauern,
je nach dem wie lange man die medikamente eingenommen hat bzw. welche therapieform gewählt wird.
bei sofortigem absetzen entsteht
ein sogenannter rebound-effekt,
d.h. es treten starke nebenwirkungen auf: schlaflosigkeit, angst- und unruhezuständen, zittern und schwitzen, muskelzuckungen,
krampfanfälle und psychosen.
manchmal sogar suizidgedanken.
es gibt eine stationäre und ambulante therapie.
ausführliche informationen findet ihr unter der rubrik "die therapie".
leider ist die rückfallquote sehr hoch.
schätzungen gehen davon aus,
dass zweidrittel der betroffenen
früher oder später wieder zu benzos greifen.
umso wichtiger ist eine kontinuierliche begleitung
nach dem entzug,
um die betroffenen mental zu unterstützen,
damit sie auch langfristig abstinent bleiben.
diese bieten suchtkliniken genauso an
wie selbsthilfegruppen.
in der rhein-neckar-region sind das die benzo-no-gos!
Quellen:
die sucht und ihre stoffe: "Benzodiazepine und Z-Drugs" von der deutschen hauptstelle für suchtfragen e.v. (www.dhs.de)
sowie weitere infos durch eigenrecherche bzw. eigene erfahrungen.